Imperiale Hochzeiten auf Schloss Hof 
© SKB highres
© SKB

Imperiale Hochzeiten auf Schloss Hof 

Schloss Hof und Schloss Niederweiden zeigen von 9. März bis 3. November 2024 in der Sonderausstellung „Imperiale Hochzeiten“ faszinierende Aspekte rund um das Thema Hochzeit und Heirat im Hause Habsburg – von der Partnerwahl über die Verlobung bis zu den eigentlichen Hochzeitsfeierlichkeiten.

Schloßhof, 27. Februar 2024 – Von 9. März bis 3. November 2024 beleuchtet eine neue Sonderausstellung in Schloss Hof und Schloss Niederweiden die vielen Facetten einer imperialen Hochzeit.

Im Ausstellungsteil von Schloss Hof wird der Frage nachgegangen, welchen Kriterien eine ideale Braut oder ein idealer Bräutigam entsprechen musste und vor allem, wer als würdig genug galt, Mitglied der habsburgischen Dynastie zu werden.

© SKB

Auf Schloss Niederweiden dreht sich alles um das Zeremoniell und die spektakulären Festlichkeiten, die deutlich machen, dass Hochzeiten zweifellos zu den bedeutendsten Ereignissen für das Kaiserhaus zählten und sich durch besonderen Prunk und aufwendige Inszenierungen auszeichneten.

Die Ausstellung beleuchtet die Hintergründe der Heiratspolitik der Habsburger, angefangen bei der Auswahl potenzieller Ehepartner:innen über die Brautwerbung, der Brautreise bis hin zum Hochzeitsmahl. Diese aufwändigen Veranstaltungen im Gefolge einer kaiserlichen Hochzeit sorgten jedenfalls für unvergessliche Höhepunkte des höfischen Lebens.

Heiraten zum Wohle der Dynastie

Auf Schloss Hof stehen die Hintergründe der Heiratspolitik, die entscheidenden Kriterien bei der Partner:innenwahl und die dynastischen Erwartungen an die Paare im Mittelpunkt.

In Herrscherhäusern bedeutete eine Heirat nicht nur die Partnerschaft zweier Individuen, sondern vielmehr die Verbindung von zwei Dynastien. Liebe spielte dabei kaum bis gar keine Rolle. In der Regel war der kaiserliche Nachwuchs, sobald das heiratsfähige Alter erreicht war, ein Spielball der Politik. Mitspracherechte bei der Partner:innenwahl gab es so gut wie keine.

„Bei Hochzeiten im Hause Habsburg lag der Fokus auf der Erhaltung der Dynastie. Das begann mit der geringen Auswahl aus einem sehr begrenzten „Pool“ an ebenbürtigen Kandidat:innen und endete mit dem Druck, der Dynastie einen männlichen Erben zu schenken. Romantische Liebe, die heute als wichtigster Grund für eine Heirat gilt, war definitiv kein Kriterium“, so Martin Mutschlechner, Kurator der Schönbrunn Group.

© SKB

Heiratspläne wurden oft lange im Voraus geschmiedet, zuweilen stand der zukünftige Ehepartner bereits bei der Geburt fest. Nicht immer konnten diese Langzeit-Projekte auch umgesetzt werden. Größte Flexibilität war gefragt und Heiratskandidat:innen waren austauschbar. Es kam immer wieder vor, dass ältere Geschwister ausfielen und jüngere deren Position in der innerfamiliären Hierarchie aufrückten und damit auch deren präsumtive Ehepartner übernahmen. Gerade in solchen Fällen zeigt sich, wie unmaßgeblich hier individuelle Neigungen waren.

Dass es jedoch auch Beispiele gab, wo selbst aus rein dynastisch-politischen Gründen geschlossenen Ehen gute Partnerschaften, ja tiefe emotionale Verbindungen entstehen konnten, beweisen die beiden „Ausnahmepaare“ Maria Theresia und Franz Stephan sowie Franz Joseph und Elisabeth. Neben diesen großen Liebespaaren der habsburgischen Geschichte behandelt die Ausstellung auch Eheverbindungen mit nicht-standesgemäßen Partner:innen, wo dem individuellen Liebesglück die strengen Regeln der habsburgischen Ehegesetze im Weg standen.

Ein Grund zum Feiern

Der Ausstellungsteil in Schloss Niederweiden zeigt die spektakulären Facetten einer imperialen Hochzeit. Musste diese doch besonders prunkvoll und außergewöhnlich sein, denn schließlich dienten die Festlichkeiten auch dem Prestige der Monarchie und der kaiserlichen Familie.

© SKB Omarraafat99 Bizkette1Freepik small.com

Voraussetzung für eine Verlobung war ein erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen zwischen den Familien von Braut und Bräutigam. Dabei war die Bekanntschaft der Brautleute nicht notwendig, auch ein Brautwerber konnte stellvertretend für den zukünftigen Ehemann bei der Familie der Auserwählten um deren Hand anhalten. „Sobald alle protokollarischen Punkte erfüllt waren, begann man mit der Zusammenstellung der Brautausstattung, des sogenannten Trousseaus“, erklärt Birgit Schmidt-Messner, Kuratorin der Schönbrunn Group. So unterschiedlich die Bräute, so unterschiedlich gestaltete sich auch die Aussteuer, die im 19. Jahrhundert öffentlich ausgestellt und mit regem Interesse betrachtet wurde.

Die Hochzeit bildete vor allem für die Braut eine große Veränderung und begann mit einer wochenlangen Reise, die oft quer durch Europa von ihrem Geburtsort in die neue Heimat führte. Der aufwendig gestaltete Einzug der Braut, der Höhepunkt der Reise, diente schließlich auch dazu, sie dem Volk zu präsentieren.

Bombastische Feierlichkeiten

Außergewöhnliche Spektakel während der Hochzeitsfeierlichkeiten unterstrichen die Bedeutung der neuen Verbindung zwischen zwei Herrscherhäusern und nicht selten gingen diese Veranstaltungen in die Geschichte ein. Die Lustbarkeiten, bei denen Feuerwerke, Festbankette, Jagden, Schlittenfahrten, Theater-, Opern- sowie Ballettaufführungen fixe Bestandteile darstellten, konnten sich mitunter über einen langen Zeitraum hinweg ziehen. Bereits Monate zuvor wurden die Orte, an denen die Unterhaltungen stattfinden sollten, baulich adaptiert oder überhaupt erst geschaffen. „Es mussten neue Kleider bestellt, Lebensmittel besorgt, Möbel angekauft, Festschmuck hergestellt und Einladungen versendet werden. Somit stellte eine Hochzeit für nahezu alle Berufssparten wie Künstler:innen, Handwerker:innen und Händler:innen ein einträgliches Geschäft dar.“ erklärt Kuratorin Katrin Harter.

© SKB

Vom Hochzeitskleid zum kirchlichen Ornat

Die Kleider der kaiserlichen Bräute wurden aus kostbaren und exquisiten Stoffen angefertigt. Einige von ihnen wurden Kirchen und Klöstern gestiftet und die Textilien zu Ornaten umgearbeitet – eine Tradition, die im Haus Habsburg bis weit in das 19. Jahrhundert gepflegt wurde. „Die Brautkleider waren stets von großem Interesse, sie wurden ausführlich beschrieben und in den aufkommenden Printmedien auch durch Fotografien einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht“, so Birgit Schmidt-Messner.

Die Kaiserin als Witwe

Mit dem Tod des kaiserlichen Gemahls kam es für eine Kaiserin zu großen Veränderungen. Dennoch hatte ein Kaiserin-Witwe eine hohe gesellschaftliche Position inne, lebte in repräsentativer Umgebung und nahm eingeschränkter am Hofleben teil. Maria Theresia ließ nach dem Tod ihres Gemahls Franz Stephan dessen Appartements in Schloss Schönbrunn als Gedenkräume einrichten. Ihre eigenen Räume in Schloss Hof spiegeln durch die zurückhaltende, grau-weiße Farbgebung ihren Witwenstand wider. Diese heute noch weitestgehend erhaltenen Räume stellen besondere Beispiele für die Interieurs einer Kaiserin-Witwe und ihre Vorstellung von Erinnerung dar.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner