Vom Echt-Pelz der Neandertaler zu den Italo-Designern der Renaissance. Von Chanel und Dior bis zu den Wegwerf-Styles aus Fernost: die Geschichte der Mode als Laufsteg unserer Zivilisation.
Keine Frage, auch das war schon Mode. Um sich vor den Naturgewalten zu schützen, verarbeiteten die Menschen die unverzehrbaren Teile der Tiere zu einfacher Kleidung. Die ersten Fashionistas verwendeten Felle und Häute, die sie warm und trocken hielten. Diese Umhänge waren in erster Linie funktionell und boten den Menschen Schutz vor Kälte, Regen und Sonne.
Die ersten Sneakers waren aus Leder
Mit der Zeit entwickelten sich die Techniken und Materialien zur Herstellung von Kleidung weiter. Bereits vor etwa 40.000 Jahren begannen Menschen in Eurasien, ein komplexeres Outfit zu entwerfen, das nicht einfach nur funktional, sondern auch dekorativ war. Die Felle wurden mit Baumrinde und Pflanzenfasern angereichert. Die Kleidung wurde bereits in bestimmten Formen, Farben und Mustern angefertigt. Schon damals dürfte das Erscheinungsbild auch Rückschlüsse über die Stellung des Trägers in der Gesellschaft zugelassen haben.
In vielen Fällen dürften die Menschen schon in der Eiszeit ihre Kleidung mit Schuhen vervollständigt haben. Wobei es sich, wie die Historiker vermuten, um Tierfelle gehandelt hat, die um Waden und Beine gewickelt wurden. Die ältesten direkten Funde von Schuhen stammen aus Nordamerika: Im US-Bundesstaat Oregon grub man 1938 Sandalen von Paläoindianern aus. Hergestellt wurde der auf bis zu 8300 v. Chr. datierte Fund aus der Bastfaser des Wüsten-Beifuß. Der älteste gefundene Lederschuh-Rest stammt aus 4300 v. Chr. und wurde am Schnidejoch in den Berner Alpen gefunden.
Die ersten vollständig erhaltenen Lederschuhe stammen aus der Zeit um 3500 v. Chr. und wurden im heutigen Armenien ausgegraben. Diese, nun ja, ersten Retro-Sneakers bestanden aus Leder und waren so gestaltet, dass sie den Fuß schützten und beim Gehen Komfort boten. Etwas später legten dann die Römer mit ihren legendären Sandalen nach.
Der Knitter-Look der alten Griechen
In der Antike und im Mittelalter spielten Textilien eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Sie waren Symbol für Status und Reichtum. Die Ägypter trugen Leinen, die Griechen und Römer bevorzugten Wolle und Seide. Während des Mittelalters in Europa wurden Kleidung und Mode stark von den unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen beeinflusst. Adelige und Reiche trugen aufwendige, handgefertigte Röcke, Kleider und Hosen aus teuren Stoffen, während die ärmeren Schichten einfache selbstgemachte Fetzen vernähten.
Die Geburtsstunde des Italo-Chic
Die Renaissance brachte eine neue Ära der Mode mit sich. Italien wurde zum Zentrum der europäischen Mode und neue Stoffe wie Samt wurden populär. Während des 18. Jahrhunderts kam es zu einer weiteren Verfeinerung der Mode und Frankreich wurde zum Fashionzentrum Europas.
Hier war es König Ludwig XIV., der – durch seine Vorliebe für luxuriöse Kleidung und prunkvolle Hofkostüme – großen Einfluss auf die ersten Haute Couturiers hatte. Der König trug aufwendige Gewänder aus teuren Stoffen wie Samt und Seide, oft verziert mit Spitze, Stickereien und Juwelen. Er förderte die französische Textil- und Modeindustrie, indem er talentierte Handwerker und Designer unterstützte, und setzte damit Trends, die in ganz Europa nachgeahmt wurden.
Mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurden standardisierte Kleidung und Mode endlich für breitere Bevölkerungsschichten zugänglich, da die Produktion von Textilien mechanisiert wurde. Mit der Erfindung der Spinnmaschine wurde England zum Zentrum der Bekleidungsindustrie. Dafür war nicht zuletzt die Baumwolle verantwortlich, die aus den amerikanischen Kolonien auf die Insel gelangte.
Die Industrialisierung brachte aber auch Veränderungen in den Sozialstrukturen mit sich. Das Bürgertum gewann an Macht und Einfluss. Der Adel dagegen büßte seine Vorrechte ein. Das führte auch dazu, dass Bequemlichkeit und Tragekomfort der Kleidung an Bedeutung gewannen.
Und plötzlich war da diese blaue Hose…
Das 20. Jahrhundert brachte massive Veränderungen in der Modewelt mit sich. Die Einführung neuer Materialien wie Nylon und Polyester sowie die Entwicklung von Massenproduktionsmethoden machte Fashion für jedermann erschwinglich. Design-Ikonen wie Coco Chanel, Christian Dior und Yves Saint Laurent revolutionierten die Branche mit ihren innovativen Looks und Ideen. Die 1960er- und 1970er Jahre brachten ein Erblühen der Jugendkultur mit sich, das auch in der Mode bis heute nachwirkt. Und wie: Die Blue Jeans, die bisher vor allem als strapazfähige Funktionskleidung getragen wurde, feierte ihren Durchbruch in der Modewelt. Sie galt als Protest gegen Tradition und Autorität und steigerte so ihre Beliebtheit in der jungen Zielgruppe. Gepusht wurde sie zudem durch die damaligen Kino-Idole wie Marlon Brando oder Robert Redford. Die Erzeuger sprangen auf den Trend auf und verpassten der Alltagshose moderne Schnitte und coole Styles.
China näht sich die Branche ein
Mittlerweile dominiert die sogenannte „Fast Fashion“ den Markt. Unternehmen wie H&M, Zara und chinesische Ketten wie Shein produzieren Kleidung in gigantischen Mengen zu niedrigen Preisen, um sich der ständig ändernden Trends zu bedienen. Die Wegwerf-Kleidung ward geboren.
Dreimal waschen, dreimal schleudern und dann in den Müllkorb feuern.
Vor allem die Chinesen treiben die Entwicklung mit neuen Vertriebsideen voran. So produziert Shein in Echtzeit. Zwar sind täglich mehr als 1.000 neue Teile auf der Website des Riesen aus China zu finden – doch dabei handelt es sich nur um Bilder. Produziert werden nur jene Kleidungsstücke, die angeklickt und bestellt wurden. Dadurch erspart man sich auch die Lagerhaltung. Ein Konzept, bei dem Unternehmen mit stationärem Handel nicht mehr mithalten können.
Diese Entwicklung hat die Modeindustrie revolutioniert, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und die mehr als prekären Arbeitsbedingungen in den meist fernöstlichen Fertigungsländern.
Kleider für den Pleitegeier
Diese neuen, agressiven Verkaufsmethoden, der Online-Handel generell sowie nicht zuletzt die Corona-Krise setzten den traditionellen Modehäusern zu. Dazu kam, dass der Aufschwung nach der Krise ausblieb. Denn die Lieferketten konnten nicht so schnell wieder zum Laufen gebracht werden. Die Gaspreise explodierten und mit der hohen Inflation stiegen auch die Löhne in Europa und Produktionskosten kräftig an. In den letzten Jahren mussten daher viele traditionelle Mode- und Beauty-Unternehmen Insolvenz anmelden, darunter Esprit, Peek & Cloppenburg, Gerry Weber oder Scotch & Soda.
Die Fashion Future
Die Modeindustrie steht an einem Scheideweg. Einerseits treiben technologische Innovationen und digitale Plattformen die Branche voran. Andererseits wird der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit und ethischen Produktionsmethoden immer lauter. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Modewelt in den kommenden Jahren entwickeln wird. Aber eines ist sicher: Der Laufsteg der Menschheit führt weiter und weiter und weiter.