In der Beautywelt gibt es unbestritten zwei Trends: Große Marken stellen gefinkelte High-Tech- Kosmetik vor, während andere mit naturbelassenen Produkten ohne Schnick-Schnack punkten. Wovon kann die Haut mehr profitieren? Die Gründerin des österreichischen Kosmetiklabels Skinbeauty Products® gibt Antworten darauf.
Längst macht sich der Trend zur Nachhaltigkeit auch in der Kosmetikbranche bemerkbar: vegane Produkte in wieder befüllbaren Braunglas-Fläschchen boomen, Verpackungsmaterial muss recyclebar sein, weniger ist mehr, meinen viele. Deutlich häufiger als noch vor 10 Jahren werden vor allem von der Generation Z Inhaltsstoffe und Zusammensetzung in Kosmetikprodukten pingelig hinterfragt. „Das Wissen über die Wirkweise der Rohstoffe ist in manchen Communities erstaunlich groß“, so die Erfahrung von Sigrun Frohner, die vor rund 5 Jahren ihr eigenes Kosmetik-Unternehmen in Wien gegründet hat.
Grüner Luxus für die Haut
Naturkosmetik-Fans gönnen sich den nachhaltigen Luxus und schwören darauf, dass natürliche Rohstoffe mit einem hohen Wirkstoffanteil besser verträglich sind. Außerdem stehen sie ganz klar für eine umweltschonende Herstellung und sind gegen Tierversuche. Das sind unbestrittene Vorteile, findet auch Sigrun Frohner. Problematisch sieht sie allerdings die geringe Haltbarkeit mangels „starker“ Konservierungsstoffe und, dass der Eigengeruch mancher Rohstoffe das Beauty-Erlebnis trübt. Der Einsatz ätherischer Öle zur Parfümierung ist ein guter Ansatz, aber leider reagieren auch darauf manche Anwenderinnen mit Allergien.
Ganz anders gehen viele kosmetik-bewusste Millenials und erst recht die Generation X mit dem Thema Schönheitspflege um. Ihnen geht es ganz klar darum, die Haut elastisch und jugendlich zu halten und Fältchen möglichst lange zu verhindern. Sie lassen sich gerne von den Vorteilen der sogenannten High- Tech-Kosmetik verführen.
High Tech im Tiegel
Da wird zum Beispiel aus einem Reinigungsgel zunächst Öl und dann Milch, damit es besonders gründlich und schonend von der Haut aufgenommen wird. Oder eine Facial Mask verwandelt sich nach dem Auftragen in prickelnde kleine Perlen, die den Schmutz auf der Haut besser aufnehmen und binden sollen. Alles Schnick-Schnack oder kann das etwas?
„Es ist natürlich legitim, wenn sich Kosmetikhersteller Gedanken machen, wie Wirkstoffe besser in die Haut eindringen, um dort aktiv zu werden oder wie Schadstoffe besser absorbiert werden“, meint Frohner. „Vor allem die Veränderung der Aggregatzustände einer Textur, also von fest in flüssig oder vom Gel um Öl, ist eine technische Errungenschaft. Aber es geht auch unkomplizierter“. Die Wiener Kosmetik-Expertin arbeitet von Beginn an mit Trägersubstanzen, sogenannten Liposomen oder Nanopartikeln, die Aktivstoffe enthalten, welche die Hautbarriere durchdringen können. Das Bemerkenswerte daran ist, dass so in der Haut ein Depot angelegt wird, und die Wirkstoffe nach und nach freigegeben werden. Die ehemalige Medizinjournalistin vergleicht das mit einem Medikament: Auch da gibt es Tabletten oder Salben mit „retard“ Wirkung, die langsamer aber über längere Zeit einen heilenden Wirkstoff abgeben.
Diese Form von High-Tech ist nicht ganz neu, aber dafür verlässlich und seit langem durch Studien belegt. Für die Skinbeauty-Chefin ist wichtig, dass ihre Pflegeprodukte wirken, ist sie doch auf die
Behandlung von Problemhaut spezialisiert. Gleichzeitig sind ihr die Grenzen ihrer Beauty- Artikel sehr wohl bewusst. „Natürlich spielen beim Erscheinungsbild der Haut auch Alter, Lebensweise und Genetik eine Rolle“, so Frohner. Sie sieht in ihren Produkten eine Brücke zwischen gesunder, verantwortungsvoller Hautpflege auf natürlicher Basis und modernen Herstellungsverfahren, die Wirkstoffe in die Haut einschleusen können.
Ganz ohne Chemie geht es nicht
Gerade bei unreiner, sehr trockener und sensibler aber auch bei reifer Haut, die besonders sorgfältig ausgewählte Nährstoffe benötigt, macht das Sinn. Auf unnötige Chemie oder Inhaltsstoffe, die die Haut belasten oder irritieren könnten, verzichtet die Kosmetik-Expertin. Dennoch zieht sie eine Grenze zur Naturkosmetik. „Vegan ja“, sagt sie und folgt damit dem Trend der jungen Community, „aber ohne Konservierung kommt für mich nicht in Frage“. Da die meisten Pflegeprodukte wasserbasiert sind, bilden sich sehr schnell Bakterien, und es wäre kontraproduktiv, diese im Gesicht zu verteilen.
Wo bleibt die Ästhetik?
etwas spricht für die chemische Verarbeitung von Rohstoffen: bearbeitete oder synthetisch hergestellte Wirkstoffe sehen besser aus und riechen besser. „Dazu muss man wissen, dass die meisten Rohstoffe von natur aus eine gelblich-bräunliche Farbe und einen markanten Eigengeruch haben“, erklärt Biologe Mag. Stefan Schrofner aus Salzburg, der Kosmetikprodukte nach bestem Wissen und Gewissen analysiert.
Das sieht dann im Flakon nicht so appetitlich aus, selbst wenn die Wirkung 1A ist.
Daher machen viele Kosmetikhersteller Folgendes: sie setzen die Wirkstoffe weniger konzentriert ein, greifen auf den Wirkstoff in synthetischer Form zurück oder verwenden Parfumöle. Der Nachteil: die Wirkung bleibt aus, und sensible Hauttypen reagieren darauf oft mit Allergien oder Reizungen.
Expertenwissen aus Österreich
Skinbeauty Products® geht den goldenen Mittelweg. „Mein Wunsch nach einem hochwirksamen, glasklaren Serum wird leider in der Produktion nicht immer erfüllt“, gibt Sigrun Frohner zu. Vor jeder Produktentwicklung wird gecheckt: Welche Wirkung soll primär erreicht werden? Wie sieht die Textur mit den eingesetzten Rohstoffen aus? Kombiniert man zum Beispiel ein glasklares Hyaluronsäure-Gel nur mit ein paar Tropfen Rosenöl, wird die Textur schon milchig trüb. Ähnliches passiert, wenn man Liposomen-Konzentrate mit Vitaminen einsetzt. Ein hochwirksames, möglichst naturbelassenes Retinol-Serum erkennt man daran, dass es eine leicht gelbliche Färbung hat. Wie beispielsweise das neueste Produkt der Linie Skinbeauty Sensitive, das Skin Defense Vitamin Serum. State-of-the-Art ist hier die Kombination der Vitamine ACE mit Ferulasäure, die die Wirkung der Vitamine verstärkt. Beduftet wird das Serum mit natürlichem Zitronen- und Neroliöl.
Skinbeautys Anti-Falten-Serum auf reiner Hyaluronsäure-Basis wiederum sieht aus wie Tautropfen am Morgen. Dafür sind keine Vitamine, sondern andere Feuchtkeitsbooster drin.
Das ist auch das Konzept des Labels Skinbeauty: Die Wirkung steht im Vordergrund. Manchmal sogar ein kleines bisschen auf Kosten der Ästhetik.