Sie haben sich vehement dazu geäußert, dass man den Onlinehandel mit aller Kraft bekämpfen muss. Was sind Ihre Ansätze dazu?
Der Onlinehandel hat 24 Stunden, sieben Tage die Woche offen. Egal ob Sonn- oder Feiertag. Und das schadet dem stationären Handel extrem. Vor allem jetzt, da der Handel schon das dritte Mal zusperren muss. Und die Menschen nur online einkaufen können.
Wir müssen schauen, dass die Arbeitsplätze im Handel in Österreich weiter erhalten bleiben.
Deswegen bin ich der Meinung, dass man den Onlinehandel zusätzlich besteuern muss, da die großen ausländischen Onlinehändler wie Amazon in Österreich kaum Steuern zahlen. Zusätzlich drückt Amazon mit seiner Markt-Macht die Preise und da kommen die kleinen Händler, die ihr Personal ordentlich entlohnen, preislich nicht mit.
Außerdem wäre es eine Möglichkeit, dass man den Handel zumindest einen Sonntag im Monat öffnen lässt. Die Geschäfte können sich dann untereinander ausmachen, wann wer aufsperrt, so dass jeden Sonntag ein anderes Geschäft offen hat.
Damit kann auch der österreichische Handel an Sonn- bzw. Feiertag etwas liefern.
Der stationäre Handel hat gegenüber dem Onlinehandel den großen Vorteil, dass man die Ware mitnehmen, probieren und ansehen kann.
Sie haben die Sonntagsöffnung, für die sich sehr eingesetzt haben, bereits erwähnt.
Was ist der Unterschied zu den anderen Branchen wie zum Beispiel der Gastronomie und wieso sehen Sie es als ungerecht an, wie man die Kaufleute behandelt?
Die Gastronomie hat größtenteils sieben Tage die Woche geöffnet. Das Personal bekommt keinerlei Samstags- oder Sonntags- bzw. Feiertagszuschläge. Im Handel gibt es Zuschläge für Abende, an denen unter der Woche gearbeitet wird, und am Wochenende gibt es sogar laut Kollektivvertrag 100 Prozent Zuschlag.
Zur Fußball Europameisterschaft 2008 hatten wir in Wien vier Sonntage offen, und prompt 79 Prozent mehr Umsatz.
Ich habe auch mit etlichen Angestellten geredet. Die Jungen sagten Wenn ich am Sonntag das Doppelte gezahlt bekomme, dann nehme ich mir halt unter der Woche frei, denn brauchen das Geld, weil sie ihre Wohnung einrichten wollen und wenn sie ausgehen wollen sie sich schön und teuer anziehen.
Sie haben diese Woche FFP2-Masken um 1 Euro angeboten und damit unter Ihrem Einstandspreis. Warum machen Sie das? Und was wird Sie dieses Investment kosten?
Wir haben die Masken um drei Euro eingekauft und diese dann um einen Euro verkauft. Aber nur befristet bis letzten Dienstag (Anm. d. Red. 19.1.21). Jetzt haben wir das ausgelagert an eine andere Firma. Diese hat die Masken günstig eingekauft und verkauft jetzt direkt an unsere Kunden. Das funktioniert sehr gut, weil die Nachfrage groß ist. Am Hauptplatz der Lugner City können jetzt in größeren Mengen FFP2-Masken um einen Euro gekauft werden. Am Mittwoch, 20.01. haben viele Händler die Masken um ca. 0,50 angeboten und am Donnerstag, 21.01. waren die Masken zum Großteil ausverkauft. Unser Händler verkauft 10 Stück um 5,– und stehen meist ca. 100 Kunden angestellt.
Sie haben also, wie Sie sagen, pro Maske zwei Euro eingebüßt?
Wir wollten damit Kunden in die Lugner City ziehen und diese zwei Euro waren sozusagen eine Werbeausgabe. Werbung kostet nun mal Geld. Deswegen haben wir die Masken um 1 Euro hergegeben. Wir haben aber auch nur zwei Masken pro Person ausgehändigt. Seit Mittwoch erhalten Kunden fünf oder zehn Stück.
Wie sehen Sie die Zukunft der Lugner City? Wie wollen Sie COVID überstehen?
Es ist die Frage, inwieweit sich die Corona-Lage durch die Impfungen entspannt und wie wir da herauskommen. Ich habe heute einen Gastronomen getroffen, der das Kontrollieren von PCR-Tests nicht als Mehrarbeit ansieht. Er müsse sowieso schon die Raucher kontrollieren und die Maskenpflicht durchsetzen. Er möchte nur bitte wieder aufsperren. Und er sagt, seine Angestellten sind verzweifelt, weil sie in der Kurzarbeit viel weniger Geld bekommen.
Die Gastronomie in der Luger City wird sicher zukünftig funktionieren, weil es dieses Angebot online nicht gibt.
Jetzt ist nur die Frage, was mit dem Handel passiert, wenn man wieder Einkaufen kann und das Geschäft wieder voll anspringt. An und für sich denke ich, dass das gut funktionieren wird. Ich bin jeden Tag in der Lugner City am Samstag war die Frequenz zum Beispiel trotz Schnee und Corona sehr gut, obwohl nur 20 Geschäfte offen haben.
Schwierig wird es nur, wenn es sich so wie in Amerika entwickelt. Dort ist der Onlinehandel wesentlich stärker als bei uns ausgeprägt. Und dort sperren auch diverse Einkaufszentren deshalb zu, weil deren Erlöse nicht mehr stimmen.
Die Österreicher kaufen aber gerne mit persönlicher Ansprache vor Ort ein die mögen das personal Approach. Offen bleibt nur, ob das weiterhin so bleibt oder ob sich doch mehr Menschen für Onlineeinkauf entscheiden, Unpassendes zurückschicken, was Amazon dann einfach wegschmeißt aber diese sinnlose Vergeudung ist noch ein anderes Thema.
Sie haben einen Kredit aufgenommen, um Ihre Partner in der Lugner City zu unterstützen.
Wir haben natürlich große Mietausfälle, weil die staatlichen Zuschüsse nicht rasch genug ausgezahlt werden. Und manche dadurch ins Schleudern gekommen sind. Besonders betroffen sind die Gastronomen in der Lugner City. Zur Überbrückung dieser Zahlungsschwierigkeiten habe ich bereits im März 2020 einen Kredit aufgenommen. Die Probleme, die unsere Gastronomen in den letzten Jahren schon hatte, werden durch die weiter andauernde Pandemie verstärkt.Gastronomen mussten ja bereits vor zwei Jahren die Registrierkassen einführen. Jetzt müssen die Gastronomen alles versteuern, was früher scheinbar nicht geschehen ist.
Davor mussten sie Raucherräume und Lüftungen bauen, was weitere Kosten verursacht hat. Dann hat man im November 2019 beschlossen, ein generelles Rauchverbot einzuführen. Auch da sind die Umsätze in den Kaffeehäusern enorm zurückgegangen. Trotzdem denke ich, dass die Gastronomie in der Lugner City auch künftig gut funktionieren wird.
Danke für das Gespräch.