Opernkritik zu „Die Entführung aus dem Serail“
Ein Kommentar von Christian W. Mucha.

Opernkritik zu „Die Entführung aus dem Serail“

Eine hochkarätige Gästeschar von Rudolf Brenner (philoro) verfolgte eine Inszenierung von Hans Neuenfels von Mozarts Werk. Als „präzise im Sinne des Komponisten“ angekündigt, ernteten die teils gewagten Passagen des Stücks am Ende wütende Buhrufe des (bekannt überkritischen) Staatsopernpublikums. Aber schön der Reihe nach: um 17.00 gab es eine Führung für uns durch die Oper (Maskenpflicht) – sehr professionell angelegt und abgewickelt. Danach ein drei-Sterne Dinner von Gerstner mit einem Schokokuchen als Abschluss. Der mit feinen Goldstücken garniert war.

Am Stück selbst schieden sich dann die Geister: Ein karges Bühnenbild, unspektakuläre Kostüme (wo blieben da bloß die mozartsche Lebensfreude und die Farbenpracht) und ein unterirdisch schwacher Osmin (Goran Juric) brachten das verwöhnte Staasopernpublikum in Rage. Weitere Aufreger: Warum man Nickel beim Schlussauftritt mit Aschenbecher und Zigarette auf die Bühne setzte, (politisch voll unkorrekt – einfach nur pure Provokation), wieso man bei „vorbildlichen Frauen aus England“ just auf Miss Marple und Winston Churchill kam (in einem Mozart-Stück(???) – die wollten wohl lustig sein) – erschloss sich mir nicht wirklich…auch die Textproduzenten des digitalen Reader auf den Plätzen sollten besser lektorieren. Damit Stellen wie „ach Konstanze, könnt ich’s wagen, die augen aufzuschlagen“ nicht zu dem angezeigten Text “ die Augen auszuschlagen…“ und damit zu peinlichen Patzern verkommen.

Fazit: Ein spannender, bewegender Abend des – zugegeben- nicht grade mitreissendsten Mozartstücks, musikalisch hervorragend in 1A Staatsopernqualität geleitet von Antonello Manacorda, ein unterirdischer Goran Juric, der die tiefen Töne einfach nicht brachte und komplett ausließ (Fehlbesetzung!) und eine mehr als zweifelhafte Inszenierung. Damit wird sich der neue Staatsopern-Direktor definitiv keine freunde machen – aber Provokation und unkonventionelle Ansätze hat man dem – in rote Wolle gefärbten Intendanten – ja schon immer vorhergesagt. Jetzt bestätigt er die Kassandra-Rufer eindringlich und nachhaltig. Wenn das so weitergeht… Na servas.

Christian W. Mucha

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